Die Lebenserwartung von Menschen, welche mit dem Human Immunodeficiency Virus (HIV) leben ist durch die Einführung und den rasanten Fortschritt der antiretroviralen Therapie (ART) deutlich gestiegen: eine stetig wachsende Population alternder Menschen mit HIV entsteht. Altersbedingte Erkrankungen wie die chronische Nierenerkrankung (CKD), kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) oder Muskelschwäche (Sarkopenie) nehmen zu, aggraviert durch zusätzliche HIV-assoziierte Risikofaktoren wie die chronische Inflammation und langjährige Medikamententoxizität.

Die weltweite Prävalenz der CKD liegt bei besorgniserregenden 8-16%; CVD gehören in den westlichen Ländern zu den häufigsten Todesursachen und sind weltweit für etwa 18 Millionen Todesfälle pro Jahr verantwortlich; Sarkopenie führt als häufig unerkanntes Krankheitsbild zu vermehrten Krankenhauseinweisungen und erhöhter Sterblichkeit.

Menschen, die mit HIV leben, tragen ein deutlich erhöhtes Risiko sowohl für Nieren- und Herz-Kreislauf-Krankheiten als auch für Sarkopenie. Zudem steigt vor dem Hintergrund des zunehmenden Lebensalters von Menschen, die mit HIV leben, die Prävalenz klassischer Risikofaktoren wie arterieller Hypertonie und Diabetes mellitus.

Daher ist die frühzeitige Erkennung dieser chronischen Erkrankungen und Einleitung einer gezielten Therapie entscheidend für die weitere Prognose. Jedoch ist die Aussagekraft etablierter Marker und Risiko-Scores bei Menschen, die mit HIV leben, vermindert. Daher prüfen wir einfache, nicht-invasive (schonende) Testverfahren wie die Pulswellenanalyse oder die Body-Impedanz-Analyse, um die Diagnostik zu optimieren und eine frühzeitige Therapie zu ermöglichen.

Hier kommen auch Proteine aus der Dickkopf (DKK) – Familie ins Spiel: diese modulieren den Wnt-Signalweg, sind in zahlreiche Zellaktivitäten involviert und werden u.a. bei der Genese verschiedener Tumorentitäten diskutiert.

Das profibrotische Glykoprotein DKK-3 wird unter Stressbedingungen von renalen Tubuluszellen abgesondert und kann im Urin bestimmt werden, um eine bisher unerkannte Nierenerkrankung unabhängig von etablierten Störgrößen zu erfassen und eine Verschlechterung der Nierenfunktion vorherzusagen.

DKK-1 aus dem Serum wird als unabhängiger Prognosemarker für Personen mit einem hohen kardiovaskulären Risiko gehandelt. Beobachtungsstudien belegen einen Zusammenhang erhöhter Konzentrationen von DKK-1 bei Patienten mit atherosklerotischen Erkrankungen. Zudem konnte bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom eine Assoziation von erhöhten DKK-1-Werten mit erhöhtem Risiko für einen kardiovaskulären Tod gezeigt werden.

Die Familie der Dickkopf – Proteine wurde bei Menschen, die mit HIV leben, bislang nicht erforscht. Wir untersuchen daher die Aussagekraft dieser Biomarker hinsichtlich des (alternden) Menschen, der mit HIV lebt, mit dem Ziel, Zusammenhänge zwischen der DKK – Familie und HIV zu verstehen und potentiell Diagnostikalgorithmen zu optimieren.

Die Untersuchungen erfolgen in enger Zusammenarbeit mit der HPSTD-Ambulanz in domo, Leiter Prof. Dr. Stefan Esser.

Mitglieder

Dr. med.
Andreas Schönfeld

Oberarzt
AG Leiter

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Jasmin Boscher

Doktorandin

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Lisa-Marie Klein Breukink

Doktorandin

Mitarbeiter Platzhalter Bild

Leonie Callensee

Doktorandin